Räume, die Geschichten erzählen

Zeitlose Architektur und ihre Dynamik: Ein Gespräch mit 'Aboutlama'

Könnt ihr kurz beschreiben, wofür euer Innenarchitekturbüro „Aboutlama“ steht?

Elena Laschewitsch: Unser Büro „Aboutlama“ steht für hochwertige, zeitlose Architektur, die sich durch aufgeräumte und ruhige Geometrien sowie eine präzise und detaillierte Ausarbeitung auszeichnet. Wir betrachten Räume immer in ihrer Bewegung, nicht nur statisch. Es ist uns wichtig, die Interaktion der Menschen mit dem Raum zu verstehen – wie sie sich durch ihn bewegen und wie sie die Zwischenräume erleben. Dazu zählen auch die Übergänge von einem Raum zum nächsten, die Proportionen, die Materialkomposition und ihre Abfolge, das Licht. Dieser dynamische Ansatz, Räume zu erleben und zu gestalten begleitet uns immer in unserem Entwicklungsprozess.

Yordanka Rotta: Genau, und ein weiterer wichtiger Aspekt unserer Arbeit ist die Berücksichtigung der Rückansichten, besonders im öffentlichen Bereich. Uns interessiert nicht nur, wie ein Raum wirkt, wenn man ihn betritt, sondern auch der Eindruck, den er hinterlässt, wenn man ihn verlässt. Diese nachhaltige Raumwahrnehmung ist zentral für unsere Gestaltung.

 

Könnt ihr ein spezifisches Projekt beschreiben, das eure Mission, Räume mit Seele zu schaffen, am besten repräsentiert?

Elena Laschewitsch: Ein Paradebeispiel für unsere Mission ist das Projekt Elriko, ein Feinkostladen. Hier haben wir ausschließlich natürliche Materialien verwendet, die im Laufe der Zeit eine Patina entwickeln. Damit schaffen wir eine qualitätvolle Ergänzung zum historischen Bestand. Diese Alterung verleiht dem Raum Charakter und Tiefe, was ihn besonders und lebendig macht.

Yordanka Rotta: Beim Projekt Haus B haben wir ebenfalls großen Wert auf die Materialauswahl gelegt, um die Persönlichkeit der Bauherren widerzuspiegeln. Besonders die haptische Qualität der Materialien war entscheidend. Das Holz wurde sorgfältig ausgewählt, seine Beschaffenheit und Textur wurde so behandelt, das es die Outdoor-Leidenschaft der Bauherren unterstreicht und dem Raum eine persönliche, authentische Note verleiht und sie sich damit identifizieren können.

 

Was hat den Namen „Aboutlama“ inspiriert und woraus zieht ihr eure Inspiration?

Yordanka Rotta: Unser Name „Aboutlama“ entstand aus einer praktischen Notwendigkeit und einer kreativen Eingebung. Unsere Nachnamen, Malinova und Laschewitsch, waren zu lang und kompliziert. Nach vielen Überlegungen und verschiedenen Kombinationen stießen wir auf „Lama“. Dieser Name blieb hängen und wir entschieden uns schließlich für „Aboutlama“. „About“ steht dabei für das, was uns in der Architektur bewegt – unsere Werte, Ideen und Visionen.

Elena Laschewitsch: Was unsere Inspiration angeht, so lassen wir uns von vielen Quellen leiten: von der Natur, der Kunst, der Literatur und natürlich der Geschichte des Gebäudes, mit dem wir uns beschäftigen. Wir beobachten auch aktuelle Trends und Entwicklungen, aber unsere Hauptinspiration kommt aus der Auseinandersetzung mit dem Ort und den Menschen, für die wir entwerfen.

 

Wenn ihr ein Projekt beginnt, habt ihr sofort eine Vision oder beginnt ein kreativer Prozess dessen Ausgang völlig offen ist?

Elena Laschewitsch: Ich starte jedes Projekt ohne vorgefertigte Vision. Dieser offene Beginn ist essenziell, um Raum für kreative Prozesse zu schaffen und nicht voreingenommen zu sein. Es ermöglicht uns, die Gegebenheiten des Ortes und die Wünsche der Bauherren wirklich zu verstehen, darauf einzugehen und ein starkes Konzept zu schaffen.

Yordanka Rotta: Ja, der kreative Prozess beginnt immer mit den Visionen der Bauherren. Zu einem kreativen Konzept gehört aber auch eine fundierte Analyse der Thematik und die Auseinandersetzung mit der vorgefundenen Substanz, auch technischer Natur.

 

Was glaubt ihr, ist der höchste Zweck den ihr mit eurer Arbeit verfolgt?

Elena Laschewitsch: Der höchste Zweck unserer Arbeit ist es, Räume zu schaffen, die den Bedürfnissen der Menschen gerecht werden und in denen sie sich wohlfühlen. Räume sollten nicht nur funktional sein, sondern auch mental und psychisch positiv auf die Nutzer wirken. Unsere Entwürfe sollen eine Atmosphäre schaffen, die inspiriert und berührt.

Yordanka Rotta: Ein weiteres wichtiges Ziel ist die Förderung einer guten Baukultur. Wir wollen das ästhetische Niveau in der Gesellschaft heben und dazu beitragen, dass gute Architektur als Norm wahrgenommen wird. Durch unsere Arbeit wollen wir die Wertschätzung für gute und durchdachte Innenarchitektur fördern.

Was macht Mannheim für euch als Standort besonders interessant? Wie würdet ihr das Stadtbild und die Architektur beschreiben?

Elena Laschewitsch: Mannheim ist noch nicht fertig gebaut. Die Stadt entwickelt sich ständig weiter, Mannheim ist offen für kreative Ideen.

Yordanka Rotta: Mannheim ist architektonisch sehr vielfältig und kontrovers. Die Stadt vereint große Kontraste auf engem Raum, was sie spannend und einzigartig macht. Allerdings könnte sich Mannheim noch mehr trauen, mutigere und individuellere Architektur zu entwickeln.

 

Wie geht ihr bei der Gestaltung von Räumen und Gebäuden vor, um eine harmonische Verbindung zwischen Form, Funktion und Ästhetik zu schaffen?

Elena Laschewitsch: UnserProzess beginnt immer mit der Klärung der Sichtachsen und der Raumgeometrie. Es ist entscheidend, wie sich Menschen durch den Raum bewegen und was sie dabei wahrnehmen. Ein klar strukturierter Raum schafft Orientierung und ein angenehmes Raumerlebnis.

Yordanka Rotta: Wir setzen uns gedanklich in die Projekte hinein und bewegen uns in unseren Köpfen durch die Räume. Dabei achten wir besonders auf die natürliche Struktur des bestehenden Gebäudes, um historische Substanz zu respektieren und harmonisch zu integrieren. Es ist uns wichtig, dass die Bestandsarchitektur, die wir vorfinden, Funktion und Ästhetik eine Einheit bilden und der Raum eine stimmige Atmosphäre ausstrahlt.

 

Welche Trends und Entwicklungen im Bereich Architekturdesign beobachtet ihr derzeit, und wie beeinflussen sie eure Herangehensweise an neue Projekte?

Elena Laschewitsch: Derzeit sind Strukturen, Muster, die Verwendung von Farbe und runden Formen sehr präsent. Je nach Art des Projekts und seiner Lebensdauer nehmen wir Trends auf, aber oft distanzieren wir uns auch davon, weil wir uns dann fragen, ob ein trendiges Projekt in 5 Jahren noch angesagt oder nur oberflächlich ist.

Yordanka Rotta: Ein weiterer wichtiger Trend ist die Rückbesinnung auf natürliche Materialien und nachhaltiges Bauen. Es entsteht eine neue Form der Ästhetik, die weniger perfekt und mehr additiv ist. Diese Entwicklung beeinflusst natürlich auch unsere Herangehensweise, denn es ist uns wichtig, dass die Projekte, die aus unserer Feder stammen, auch langfristig relevant und umweltverträglich sind.

 

Was unterscheidet Trends und grundlegende Wahrheiten in der Innenarchitektur?

Elena Laschewitsch: Trends sind oft inszeniert und haben eine kürzere Lebensdauer. Sie kommen und gehen, und ihre Wirkung ist oft nur von kurzer Dauer. Zeitlose Architektur hingegen ist leise und gut ausdetailliert. Sie basiert auf stimmigen Proportionen und der Verwendung natürlicher Materialien, die auch nach Jahrzehnten ästhetisch altern.

Yordanka Rotta:  Gute Architektur sollte nicht nur dem aktuellen Zeitgeist entsprechen, sondern auch für kommende Generationen relevant bleiben.

 

Spotify-Playlist, welcher Song darf nicht fehlen für euch?
Elena Laschewitsch: Lila Wolken – Marteria
Yordanka Rotta: Here comes the sun – Beatles

 Bauhaus oder Altbau?
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